Gottesdienst zum 1. Advent
aus der reformierten Erlöserkirche,
Wien-Favoriten am 28. November 2021,
mit Pfr. Johannes Wittich
Orgelvorspiel: Martin A. Seidl: Nun komm, der Heiden Heiland von Dieterich Buxtehude (1637 – 1707)Spruch: Sacharja 9,9:Juble laut, Tochter Zion, jauchze, Tochter Jerusalem, sieh, dein König kommt zu dir, Lied (Gemeinde und Erlöserkirche Gospel Choir Quartet): Evangelisches Gesangbuch 13, 1-3: Tochter Zion1) Tochter Zion, freue dich! 2) Hosianna, Davids Sohn, 3) Hosianna, Davids Sohn, Begrüßung:Der ganz andere „König“ der einmal kommen wird, ist voller Das wird uns gerade wieder am Beginn des Advents klar, auf dem Weg hin zum Weihnachtsfest, wenn wir gemeinsam feiern, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen Gebet:Gott, (Michael Tillmann) Lesung: Jh. 3, 17-21:17Denn Gott hat den Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde. 18Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat. 19Dies aber ist das Gericht: Das Licht ist in die Welt gekommen, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. 20Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. 21Wer aber tut, was der Wahrheit entspricht, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott gewirkt sind. Erlöserkirche Gospel Choir Quartet: Longing for LightPredigttext: Jesaja 60, 1-5:1Mach dich auf, werde licht! Liebe Gemeinde! Es wird kommen, hat es in den letzten Tagen geheißen. Und jetzt ist es anscheinend auch schon da: das Coronavirus in einer neuen Variante: Omikron. Eine Botschaft in den Advent hinein, auf die gerne verzichten könnten. Ein Warten und Erwarten, das ganz anders ist als das adventliche: Angst, Sorge, die beklemmende Frage: wird jetzt alles wieder schlimmer, noch schlimmer, als es schon ist? Mehr Infektionen, mehr Kranke, mehr Tote, noch mehr Belastung für die in Krankenhäusern und auf der Intensivstation Beschäftigten? Noch strengere Schutzmaßnahmen, und dadurch vielleicht auch noch mehr an irrationalen und wissenschaftsleugnenden Protesten. Schwierig, ja schlimm genug, wie es bereits ist. Schlimmer darf es nichtmehr werden, schon gar nicht für die, die an vorderster Front gegen das Virus und seine Folgen kämpfen. Die Botschaft von Advent ist klassischer Weise eine vom Licht, gegen die gerade existierenden Dunkelheiten. Eine Botschaft von Hoffnung, von Veränderung zum Guten, vom Ende der Dunkelheit, von einer Zukunft, die herbeigesehnt wird, die aber im Glauben und Hoffen zur Realität wird. So auch beim Propheten Jesaja: zuerst die Zustandsanalyse: „Finsternis bedeckt die Erde und Wolkendunkel die Völker.“ So ist es. Unerfreulich genug. Aber, und das ist das große, unüberseh- und unüberhörbare „Aber“: das Licht kommt, über uns strahlt Gott auf, und dadurch werden wir licht, wird es hell in uns und durch uns. Und dann zeichnet der Prophet eindrucksvolle Bilder, wie diese neue Zeit aussehen wird. Keine erhoffte neue Zeit, sondern eine, die schon angefangen hat, weil deren Vorzeichen unübersehbar sind. Berührt von diesem neuen Licht, neugierig gemacht auf das, was durch dieses Licht entstehen kommen, ja laufen Menschen zusammen, Völker, Nationen versammeln sich, Könige und Herrscher stehen nicht mehr in Konkurrenz zueinander, sondern werden plötzlich auch zu Empfangenden. „Dann wirst du es sehen und strahlen, und dein Herz wird beben und sich öffnen.“ Ein Bild aus der Zukunft, das in die Gegenwärt hineinreicht. Denn wenn Vieles von dem Gesagten erst kommen wird – allein dieses Bild vor Augen zu haben, macht die Gegenwart bereits zu einer anderen. Noch viel muss kommen, sich ändern, anders werden. Aber jetzt schon sind die Vorzeichen erkennbar. Das zeigt auch jetzt schon der Dunkelheit ihre Grenzen auf. Auf dem Weg hin zum Licht, der Finsternis zum Trotz – das sind wir wieder und wieder im Advent. Dazu ist der Advent da, um uns wieder aufzubauen und zu stärken, und sensibel zu machen und offen, für alles, was von der Zukunft Gottes heute schon passiert. Aber, wie schon gesagt: dieser Advent ist besonders. Nicht allein die Finsternis, die da ist, bedrückt uns. Sondern mehr noch, dass es in diesen schweren Zeiten noch dunkler werden könnte. Was die Propheten unserer Bibel auszeichnet: sie sind keine Weltuntergangspropheten. Sie beschönigen aber auch nichts. Auch Jesaja kennt nicht nur lichte, tröstliche Bilder, sozusagen Stimmungsaufheller. Viele seiner Reden haben einen ganz anderen Tonfall: Unglück, Zerstörung, Vernichtung wird vorausgesagt. Als Konsequenz von irregeleitetem und falschem menschlichen Handeln. Nicht als unaufhaltbares Schicksal. Aber auch in diesen Ankündigungen mach Jesaja immer wieder klar: Gott entgleitet nichts. Letztlich hält er die Zügel in der Hand, und wirklich auch nur er. Selbst wenn es also so ausschaut, als würde alles nur noch schlimmer und schlimmer werden: Gott weiß, wohin es geht. Auch wenn wir es nicht durchblicken. Auch wenn wir es schon gar nicht verstehen. Trotzdem: Auch wenn wir gerade einmal das Gefühl haben, der Weg, den wir gehen, ist einer, auf dem es dunkler wird: auch über einer abendlich dunklen Straße hängen Straßenlaternen. Das Licht ist über uns aufgegangen. Gott ist da, bleibt da und geht mit. So sieht unser Vertrauen aus. Und so wirken auch weiter die lichten Bilder und Vorstellungen, die wir uns jetzt wieder im Advent vor Augen halten. Die sind ein göttliches Geschenk. Und die kann uns niemand wegnehmen. Lied (Gemeinde und Erlöserkirche Gospel Choir Quartet): Evangelisches Gesangbuch 432, 1-3: Gott gab uns AtemGebet:Gott, Licht der Welt, Wir bringen vor dich, Wir bringen vor dich die dunklen Ecken unserer Erde, Wir bringen vor dich die Kinder Wir bringen vor dich die Völker, Wir bringen vor dich die Landstriche und Gewässer dieser Erde, Wir bringen vor dich die Tiere, Wir vertrauen darauf, dass durch dich eine Zukunft kommt, Bis dahin lass uns Menschen begegnen, die leuchten, Unser Vater im Himmel … Abkündigungen:Segen:Der Herr segne dich und behüte dich, Lied: Evangelisches Gesangbuch 12, 1-4: Gott sei Dank durch alle Welt1) Gott sei Dank durch alle Welt, 2) Was der alten Väter Schar 3) Zions Hilf und Abrams Lohn, 4) Sei willkommen o mein Heil! Orgelnachspiel: Martin A. Seidl: |