Gottesdienst aus der ref. Erlöserkirche,
Wien-Favoriten, 28. Februar 2021
mit Pfr. Johannes Wittich
Orgelvorspiel: Juliane SchleehahnSpruch: Jes. 43,5:Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir!. Begrüßung:In der heutigen Tageslosung ist in wenigen, knappen Worten auf den Punkt gebracht, warum es gut ist, zu glauben, glauben zu können: weil Glaube das Hilfsmittel gegen jede Form von Angst ist, durch das große Angebot Gottes: du brauchst keine Angst zu haben, weil ich dir die Angst nehme. Wodurch tut Gott das? Ganz einfach: durch seine Nähe. Wir können sie spüren und erleben. Da ist er, unser Gott, bei uns. Darauf vertrauen wir, wenn wir Gottesdienst feiern, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Psalm 25,1-9:1 Von David. Gebet:Guter Gott, (nach Mark Meinhard) Lied: Evangelisches Gesangbuch 621, 1-3:1) Herr, ich bin dein Eigentum, 2) Deine Treue wanket nicht, 3) Gib auch, dass ich wachend sei, Predigttext: Röm. 5, 1-5:1 Sind wir nun aus Glauben gerecht gesprochen, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus. Liebe Gemeinde! „Wir sind stolz auf jegliche Bedrängnis,“ schreibt der Apostel an die Gemeinde in Rom. Er ist stolz auf das, was er in seinem Leben bisher mitgemacht hat, mitmachen musste. Er ist stolz auf das, was er auch im Moment, in dem er diesen Brief schreibt, aushalten muss. „Ich bin stolz auf jegliche Bedrängnis“ – wer von uns könnte so etwas von sich sagen? Bedrängnis haben wir gerade reichlich, Einschränkungen, Sorgen, kurze Hoffnungsschimmer – und dann doch wieder Enttäuschungen. Die psychischen Belastungen, ausgelöst durch die Pandemie und die dadurch notwendigen Maßnahmen, sind enorm. Sie treffen alle: die Kinder und Jugendlichen im distance learning, mit zu wenig Kontakt zu Freunden und Mitschülerinnen; die Eltern, die zu Hause die Betreuung der Kinder mit ihrer Arbeit in Einklang bringen müssen; Selbstständige, die um ihre Existenz bangen; Angestellte, deren Arbeitsplatz wackelt oder vielleicht sogar schon verloren gegangen ist; Familien, denen es zu eng wird in ihrer Wohnung; allein Lebende, die vereinsamen, und nicht zuletzt: die Menschen in den Senioren- und Pflegeheimen, sowohl die Bewohnerinnen, als auch die Pfleger. All ihnen den Satz des Paulus: „Seid stolz auf jegliche Bedrängnis!“ entgegenzuschleudern, das geht nicht, das wäre zynisch und herzlos. „Soll er halt stolz sein, der Paulus, auf seine Bedrängnis,“ ist man versucht zu sagen. „Aber für uns ist das nichts!“ Ja, wir könnten jetzt einfach diesen Abschnitt aus dem Römerbrief zur Privatmeinung von Paulus erklären, und uns eine bessere, passendere, uns mehr entsprechende Bibelstelle suchen. Ein Trostwort in schwierigen Zeiten, wie der Spruch zur Begrüßung oder der Psalm, den wir gehört haben. Aus diesem Blickwinkel versuche ich den „Stolz“ des Paulus besser zu verstehen. Er hat der „Bedrängnis“ etwas entgegen zu setzen. Mit erhobenem Haupt stellt er sich den Mächten, die ihm etwas anhaben können. Vielleicht kann man den „Stolz“ des Paulus“ auch als eine Art Trotz interpretieren. Mir gefällt diese Vorstellung: die „Bedrängnis“ kommt, und Paulus kann sagen: ja, es ist schlimm, es ist böse, es ist schmerzhaft, es macht Angst. Aber mir wirklich etwas anhaben kann es nicht. Den in meinem Kern bin ich getragen von Gott. In manchen Situationen muss ich mir das wieder und wieder sagen, weil da vielleicht gerade so gar nichts von Gott zu spüren ist. Aber im Tiefsten weiß ich: er ist da, er ist mir nahe, er lässt mich nicht fallen. Und so kann ich der Bedrängnis entgegentreten. Nicht leicht, aber den Versuch ist es allemal wert. Noch dazu, wo Paulus diesem trotzigen Stolz, mit dem er der „Bedrängnis“ entgegentreten kann, einiges abgewinnen kann. Er hat Folgen, er beeinflusst die weiteren Entwicklungen: „Bedrängnis schafft Ausdauer, Ausdauer aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung“, meint er weiter. An Herausforderungen können wir wachsen. Das hört man vielleicht nicht so gerne, wenn man gerade mitten in der Herausforderung drinsteckt. Aber, so denke ich, es deckt sich durchaus mit unserer Lebenserfahrung. Aus schwierigen Situationen sind wir auch immer wieder einmal gestärkt hervorgegangen. Paulus nennt das „Ausdauer“. Für mich klingt das ein bisschen, wie wenn man sich Widerstandsfähigkeit antrainieren könnte. Die „Ausdauer“ des Glaubens ist aber keine Trainingssache. Es ist vielmehr die Erfahrung, dass Glaube und Gottvertrauen sich immer wieder lohnen. Es ist die Erfahrung, dass Glaube und Gottvertrauen einfach entsteht, geschenkt wird, ja uns manchmal in den Schoss fällt. Wir klammern uns an einen vermeintlichen Strohhalm – und merken plötzlich, dass es ein Rettungsboot ist. Ja, Glaube bewährt sich. Und wenn er sich schon so oft bewährt hat, dann wächst er auch. Auch Hoffnung fällt nicht einfach vom Himmel. Sie nährt sich vielmehr aus Erlebnissen und Erfahrungen. Erfahrungen damit, dass Gottvertrauen sich lohnt. Wenn das einmal erlebt wird, dann kann das auch viele Male wieder erlebt werden. Das löst nicht unbedingt die aktuellen Probleme, denen wir uns gerade stellen müssen. Corona wird uns weiter fordern, uns selbst, Andere, und uns als Mitmenschen Anderer, in unserer Verantwortung für andere. Aber ein bisserl dürfen wir dem Virus schon den Glaubenstrotz des Paulus entgegenstellen: es wird niemals das letzte Wort sprechen können und dürfen. Wir sind gefordert, aber wir können auch umgehen mit diesem Gefordert-Sein. Wir können etwas tun, wir können beten, wir können glauben, wir können Menschen, Mitmenschen sein. Menschen, die in der Gnade Gottes stehen. Amen. Gebet:Wir halten uns fest, Öffne unseren Horizont, Zeige dich denen, Zeige dich denen, Zeige dich denen, die im Leid gefangen sind. (Mark Meinhard) Unser Vater im Himmel … Segen:Der Herr segne dich und behüte dich, Orgelnachspiel: Juliane Schleehahn
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