Gottesdienst aus der ref. Erlöserkirche,
Wien-Favoriten, 31. Jänner 2021
mit Pfr. Johannes Wittich
Spruch: Röm. 8,14:Denn die vom Geist Gottes getrieben werden, das sind Söhne und Töchter Gottes. Begrüßung:Wir gehören dazu, wir sind Familie. Der Geist Gottes treibt uns an, er verbindet uns, auch wenn wir, so wie im Moment, nicht an einem Ort zusammenkommen können. So feiern wir Gottesdienst, verbunden, und im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Gebet:Wir kommen in diese Kirche Lied: Evangelisches Gesangbuch 153, 1-5:1) Der Himmel, der ist, ist nicht der Himmel, der kommt, 2) Der Himmel, der kommt, das ist der kommende Herr, 3) Der Himmel, der kommt, das ist die Welt ohne Leid, 4) Der Himmel, der kommt, das ist die fröhliche Stadt, 5) Der Himmel, der kommt, grüßt schon die Erde, die ist, (Text: Kurt Marti) Predigttext: Offenbarung 21, 1-5a:1 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde. Denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Liebe Gemeinde! Auf den Tag genau heute vor hundert Jahren wurde der Schweizer Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti geboren. Das gerade gesungene Kirchenlied stammt von ihm, eine Neufassung der Zeilen aus dem 21. Kapitel des Buches der Offenbarung, die dieser Predigt voranstehen: ein Blick in einen neuen Himmel, der einmal kommen wird, der dann eine neue Erde zur Folge haben wird. Schon im biblischen Buch der Offenbarung geht es nicht um ein zukünftiges Jenseits, sondern in ein zukünftiges Diesseits. Dieses Buch ist entstanden in der Zeit der ersten grausamen Christenverfolgungen. Es ist ein Trostbuch, schildert in albtraumhaften Bildern den Ist-Zustand, um dann immer wieder zu betonen: was immer der römische Staat, der römische Kaiser euch antut, was immer an Krisen und Katastrophen die Welt erschüttert, nicht nur die der Christinnen und Christen, sondern die der Menschen überhaupt – Gott hat den Überblick, Gott hat die Macht, Gott weiß, was passiert, Gott weiß, wohin es geht. Kurt Marti ist einer gewesen, der das ganz sicher nicht so gesehen hat. Tief verwurzelt in der reformierten Prägung des christlichen Glaubens, hat er, wie in seinem Lied, aus jenseitig schönen Bildern der Bibel diesseitige Schlüsse gezogen, für die Kirche, die Gesellschaft, die Politik, die Welt. Von 1961 bis 1983 war Kurt Marti Pfarrer an der Nydeggkirche in Bern. Er hat sich der damals, in der Hauptstadt der Schweiz, nicht weit vom Sitz der Regierung, wichtiger Themen angenommen: Atomwaffen, Atomkraftwerke, die US-Intervention in Vietnam, Entwicklungspolitik. Das Alles in einer Zeit, wo man sich damit lieber nicht beschäftigen wolltes. Nur: Wegschauen geht einfach nicht, wenn der christliche Glaube, die Botschaft Jesu Christi ernst genommen wird. Kurt Marti hat nicht einfach „politisiert“. Er hat den Glauben an die Auferstehung gelebt. In einem Osterlied von ihm heißt es: „Das könnte den Herren der Welt ja so passen,/ wenn erst nach dem Tod Gerechtigkeit käme,/ erst dann die Herrschaft der Herren,/ erst dann die Knechtschaft der Knechte/ vergessen wäre für immer.“ Auferstehung hat für Kurt Marti schon hier und jetzt begonnen: er hat nach Zeichen der Auferstehung im Augenblick gesucht, im Bewusstsein: wir Menschen haben die Gabe und die Möglichkeiten, selbst Zeichen der Auferstehung zu setzen. Damit ist Kurt Marti angeeckt; es hat ihm aber auch Anerkennung verschafft, gerade unter denen, für die er seine Stimme erhoben hat. Oder unter denen, und zu diesen zähle auch ich mich, die nach einer Inspiration zum Nein-Sagen gesucht haben. „Nein“ zu einer Welt, wo die ganz oben oben bleiben und die ganz unten keine Chance haben, auch nur wenig ihre Situation zu verbessern. „Ein neuer Himmel und eine neue Erde“ – eine schöne Vision! Aber eigentlich brauchen wir unbedingt etwas Neues. Was wir haben, ist gut. Es ist Gottes Schöpfung. Und dort, wo es nicht gut ist, gibt es eben etwas zu tun. Amen. Gebet:ELiebender Vater, Unser Vater im Himmel … Segen:Der Herr segne dich und behüte dich, Nachspiel: Martin Seidl: Johann Caspar Ferdinand Fischer (1670-1746): Praeludium et Fuga ex a(aufgenommen in der Herz-Jesu-Kirche Hunding)
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