Gottesdienst aus der reformierten Erlöserkirche,
Wien-Favoriten, 11. Oktober 2020
mit Pfr. i. R. Karl Weinberger
Präludium: Markus RohrmoserSpruch: 1. Joh. 4, 19-20:Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt. Begrüßung:So kommen wir zusammen um die Gegenwart Gottes und seine Liebe untereinander zu feiern und zu teilen. Lasst uns beten:Gott, größer als unser Herz, Lied: Evangelisches Gesangbuch 295, 1-3: Wohl denen, die da wandeln1) Wohl denen, die da wandeln 2) Von Herzensgrund ich spreche: 3) Mein Herz hängt treu und feste Predigttex: 1. Markus 12, 28-34Und es trat zu ihm einer von den Schriftgelehrten, der ihnen zugehört hatte, wie sie miteinander stritten. Und als er sah, dass er ihnen gut geantwortet hatte, fragte er ihn: Welches ist das höchste Gebot von allen? Liebe Gemeinde! Viele Christen sind der Meinung, das Neue in der Verkündigung Jesu gegenüber dem, sogenannten, Alten Testament sei das Gebot der Liebe. Was ist das für ein Gott, den wir lieben sollen? Er ist, wie schon Pascal sagte: „nicht der Gott der Philosophen, sondern der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“. Das heißt, Gott ist etwas anderes als ein menschlicher Gottesbegriff oder eine Idee. Einen mag man denken können, aber niemals lieben! Gott ist auch etwas anderes als das Schicksal. „Schicksal“ ist eine heidnische Gottheit und hat mit dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs nichts zu tun. Gott ist auch etwas anderes und mehr als die „erste Ursache“ oder der „erste Beweger“, der alles bewegt. Wie sollte man diese begrifflichen Abstraktionen lieben können. Und wenn moderne Denker und Theologen Gott definieren als „das Umgreifende“ oder „die Tiefe des Seins“, so ist das ganz schön und interessant, doch helfen uns solche Definitionen nicht weiter, denn kann man eine Definition lieben? Im ersten Testament gibt es keine derartigen Gotteserklärungen, denn Gott in solche Allgemeinbegriffe fassen kann nur, wer distanziert und unbeteiligt von ihm redet. Gerade das konnte, und kann, Israel nicht. Gott begegnete Israel in oft gänzlich unerwarteten Ereignissen und in diesen Ereignissen mit der Personhaftigkeit eines leidenschaftlichen Willens. Immer wieder griff Gott in die sehr irdische Geschichte diese Volkes ein , oft ganz anders, als sie es sich gedacht oder gewünscht hatten. Ja, oft merkten sie erst hinterher, dass Gott in diesem oder jenen Ereignissen am Werk gewesen war. Und nun sagt Jesus mit der jüdischen Überlieferung: „Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben“! Und das nicht nur ein bisschen, sondern ganz: mit allen Fasern des Herzens und der Seele, mit jeder Tat unserer Hände, mit jedem Atemzug. Da könnte man sagen: „befohlene Liebe ist keine Liebe“. Doch hier ist das nicht so. Denn ohne Liebesgebot können wir nur Angst haben vor diesem, für uns nicht berechenbaren, Gott. Erst das ausdrückliche Gebot, Gott zu lieben, offenbart uns, dass Gott von uns geliebt sein will und dass wir deshalb vor ihm keine Angst zu haben brauchen. Er ist Leidenschaft, ist Liebe. Er ist -zuhöchst und zuletzt- der Vater des Gekreuzigten, in dem er seine Liebe und Leidenschaft, ungeschützt und wehrlos in unsere Welt hineingestellt hat. Dadurch hat er sein bedingungsloses Ja zu uns Menschen manifestiert. Gott mit Leidenschaft lieben heißt: Ihn als den Lebendigen zu lieben. Und es Heißt ihn im lebendigen, weil auferstandenen, Christus zu lieben. Und daraus folgt, ihn im Mitmenschen zu lieben. Damit sind wir beim zweiten Teil: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“. Lieben wir uns überhaupt selbst? So selbstverständlich ist das gar nicht. Es gibt Menschen, die sich Hassen. Psychologen behaupten sogar, dass das bei der Mehrzahl der Menschen der Fall ist. Diese Liebesunfähigkeit hat ihre Ursache zumeist in der Unfähigkeit sich selbst bejahen zu können. Doch wer von uns kann von sich behaupten das er sich selbst so akzeptiert und bejaht wie er ist? Doch wir sollen und dürfen uns selbst so akzeptieren und lieben wie wir sind weil uns auch Gott so liebt wie wir sind. Unser Leben ist uns als lebenswertes uns bejahungswürdiges Leben geschenkt worden. Jeder von uns ist als Geschöpf Gottes wunderbar gemacht heißt es im 139. Psalm. Wir sind gewollte Kinder eines leidenschaftlichen Vaters. Gebet:Gott, lass uns einen Anfang machen. Du nimmst uns in Schutz. Unser Vater … Abkündigungen:Segen:Gott sei vor dir, um dir zu zeigen, wie du in die unbekannte Zukunft gehen kannst. Gott sei neben dir, um dich in die Arme zu schließen, wenn du nicht weiter kannst. Gott sei hinter dir, um dich zu bewahren und dir den Rücken zu stärken. Gott sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du den Boden unter den Füßen verloren hast. Gott sei in dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist. Gott sei um dich herum, um dich zu verteidigen, wenn das Böse dich bedrängt. Gott sei über dir, um dich liebevoll zu segnen. So segne dich der gütige und barmherzige Gott, + der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen Postludium: Markus Rohrmoser |