Online-Andacht aus der reformierten Erlöserkirche, Wien-Favoriten, 19. Juli 2020
mit Pfr. Johannes Wittich
Spruch: Jesaja 43, 1:Und nun, so spricht der HERR, dein Schöpfer, Jakob, und der dich Begrüßung:Wir sind nicht Teil einer anonymen Masse, auch nicht unter den Wenn wir Gottesdienst feiern, gemeinsam in der Kirche, einzeln alleine zu Hause, verbunden durch Gedanken und Gebet, ist Gott da, bei uns, mitten unter uns. So feiern wir, wo immer wir gerade sind, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Gebet: Psalm 139, 1b-14:HERR, du hast mich erforscht, und du kennst mich. Lied: Evangelisches Gesangbuch, 352, 1-4: Alles ist an Gottes Segen1) Alles ist an Gottes Segen 2) Der mich hat bisher ernähret 3) Soll ich mich bemühn um Sachen, 4) Hoffnung kann das Herz erquicken, Predigt: 5. Mose 7, 6-116 Denn du bist ein Volk, das dem HERRN, deinem Gott, geweiht ist. Dich hat der HERR, dein Gott, aus allen Völkern auf der Erde für sich erwählt als sein eigenes Volk. Liebe Gemeinde! Erwählt zu sein – ist das wirklich so gut? Gottes erwähltes Volk waren und sind die Juden. In den Worten des Mose wird klar und deutlich auf den Punkt gebracht: Gott hat sich nicht ein großes, mächtiges Volk ausgesucht. Sondern ganz einfach das Volk, das er zu lieben sich entschieden hat. Dem gegenüber er sich verpflichtet hat, bis heute und auch in die Zukunft hinein: ich bin euer Gott. Ich sorge für euch. Erwählt zu sein hat für die Juden in ihrer Geschichte ganz sicher nicht geheißen, es besonders einfach zu haben. Ganz im Gegenteil: wie in der Vergangenheit mit Gottes Volk umgegangen worden ist, ist schockierend. Dass Nicht-Juden die Erwählung nicht anerkennen, das ist ja an sich noch zu verstehen. Von außen gesehen kann die Erwählung erst einmal nur eine Behauptung sein. Aber mit welchem Hass Jüdinnen und Juden verfolgt worden sind, welcher Hass sich auch heute noch immer wieder zeigt, ist unverständlich. Gerade dann, wenn Ablehnung und Verfolgung von christlicher Seite kommt. Schließlich glauben auch wir an den „Gott der Väter“, den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, den Gott unserer jüdischen Geschwister. Wo Christinnen und Christen sich judenfeindlich äußern, stellen sie die Entscheidungen Gottes in Frage. Eben die Entscheidung, sich ein Volk zu erwählen. Antisemitismus ist somit, nach christlichem Verständnis, Gotteslästerung. Mit der Erwählung ist für das Volk Israel auch eine besondere Verantwortung verbunden. Auch das erklärt Mose: unser Auftrag ist es, nach Gottes Geboten zu leben. Das ist sozusagen „part of the deal.“ Die Gebote einzuhalten ist aber nicht ein Akt blinder Unterwerfung, nein: mit dem Halten der Gebote bekommt das Zusammenleben der Menschen eine höhere Qualität. Die Gebote sind das „Werkzeug“ für die Gestaltung eines guten Lebens für Alle. Die Gebote sind ein Geschenk, das mit der Erwählung einhergeht. Und trotzdem: gerade das so erwählte Volk hat ganz besonders viel erleiden müssen. Wie es ein jüdischer Komiker aus New York einmal so schön ironisch auf den Punkt gebracht hat: „Lieber Gott! Das nächste Mal erwähle bitte ein anderes Volk!“ Erwählung ist also eine besondere Last? Das wäre eine Frage, die auch uns Christinnen und Christen betrifft. Schließlich ist es unser fester Glaube, dass wir durch die Taufe auch zu den „Erwählten“ gehören. Wieder nicht, weil wir etwas dazu beigetragen hätten, sondern allein deshalb, weil Gott es so entschieden hat. So wie es unser Reformator Johannes Calvin einmal ausgedrückt hat: „Willst du Gewissheit darüber haben, ob du erwählt bist? Dann sieh dich selbst in Christus an! Denn alle, die im Glauben mit Jesus Christus wahrhaft verbunden sind, dürfen ganz sicher sein, dass sie zum Kreis der ewigen Erwählung Gottes gehören und zu seinen Kindern zählen.“ Mit dieser besonderen Erwählung geht auch für uns eine besondere Verantwortung einher. Unter den „Erwählten“ soll es zugehen, wie Gott es sich vorgestellt hat, mit Liebe, Respekt, Rücksicht und Mitgefühl. Das kann manchmal eine Herausforderung sein. Wir können aber ruhig etwas riskieren, in der Gestaltung des Zusammenlebens mit unseren Mitmenschen. Weil die Grundlage unseres Handelns das Getragen-Sein durch Gott ist. Und das kann uns niemand nehmen. In der kirchlichen Jugendarbeit der DDR damals gab es einen „Protestsong“ gegen die Bevormundung durch das sozialistische Regime. Mit ihm hat man sich gegen den Vorwurf, sich als Christinnen und Christen als etwas Besonderes zu fühlen, zur Wehr gesetzt. Eine Liedzeile daraus lautete: „Besser sind wir nicht – aber besser sind wir dran.“ Das stimmt auch heute noch Weil wir auf Gott vertrauen können. Amen. Gebet:Guter Gott, Wir bitten dich: Wir bitten dich für die Menschen, Wir bitten dich für die Menschen, Wir bitten dich für uns alle: (Haike Gleede) Unser Vater im Himmel … Segen:Der Herr segne dich und behüte dich, Musik: Evangelisches Gesangbuch, 103, 1.2.5: Gelobt sei Gott im höchsten Thron, gesungen von der Gemeinde im Ostersonntagsgottesdienst auf Ö1
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