Online-Gottesdienst zum Feiern zu Hause
aus der reformierten Erlöserkirche am 17. Juli 2022
mit Pfr. Johannes Wittich
Präludium: Martin A. Seidl: Sarabande aus Partita in B von Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)
Lied: Evangelisches Gesangbuch 447, 1.2: Lobet den Herren
1) Lobet den Herren alle, die ihn ehren;
lasst uns mit Freuden seinem Namen singen
und Preis und Dank zu seinem Altar bringen.
Lobet den Herren!
2) Der unser Leben, das er uns gegeben,
in dieser Nacht so väterlich bedecket
und aus dem Schlaf uns fröhlich auferwecket:
Lobet den Herren!
Spruch: Epheser 2,8:
Denn durch die Gnade seid ihr gerettet aufgrund des Glaubens, und zwar nicht aus euch selbst, nein, Gottes Gabe ist es.
Begrüßung:
Gottes Geschenk an uns immer wieder neu zu entdecken,
darum geht es in einem Gottesdienst.
Das Geschenk des Lebens,
aber auch das Geschenk,
dieses Leben nicht kontrollieren oder im Griff haben zu müssen,
sondern es sich immer wieder neu aus der Hand Gottes geben lassen können.
Immer wieder neu entdecken zu dürfen,
wer wirklich unser Leben in der Hand hält;
und daraus Ruhe und Gelassenheit zu schöpfen,
im Wissen: Gott sorgt für uns,
kümmert sich um uns.
Neu das Vertraute entdecken,
das ist das Geschenk,
das Gott uns in jedem Gottesdienst macht.
Wenn wir feiern, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes …
Psalmgebet:
Das ist ein köstlich Ding,
dem Herren danken und lobsingen deinem Namen, du Höchster –
des Morgens deine Gnade und des Nachts deine Wahrheit verkündigen.
Denn Herr, du lässest mich fröhlich singen von deinen Werken
und ich rühme die Taten deiner Hände.
Großer Gott, ich will dir danken mit lauter Stimme
und verkündigen alle deine Wunder.
Jemand hat mit mir gesprochen
und nicht an mir vorbei.
Jemand hat sich mit mir eingelassen
und nicht das Risiko gescheut.
Jemand hat mir zugehört
und nicht auf die Uhr gesehen.
Jemand hat sich mir zugewandt
und nicht ungeduldige Augen gemacht.
Jemand hat mich mitgenommen.
und mich nicht sitzen lassen.
Jemand hat sich helfen lassen
und nicht stolz abgelehnt.
Jemand hat sich als Christ bewährt!
Großer Gott, ich danke dir für die vielen Freunde,
die mich in Gedanken, Worten und Werken begleiten und unterstützen.
Ich kann nur dankbar AMEN sagen!
Predigttext: Röm 3, 21-28:
21 Jetzt aber ist unabhängig vom Gesetz die Gerechtigkeit Gottes erschienen – bezeugt durch das Gesetz und die Propheten -, 22 die Gerechtigkeit Gottes, die durch den Glauben an Jesus Christus für alle da ist, die glauben. Denn da ist kein Unterschied: 23 Alle haben ja gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verspielt. 24 Gerecht gemacht werden sie ohne Verdienst aus seiner Gnade durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist. 25 Ihn hat Gott dazu bestellt, Sühne zu schaffen – die durch den Glauben wirksam wird – durch die Hingabe seines Lebens. Darin erweist er seine Gerechtigkeit, dass er auf diese Weise die früheren Verfehlungen vergibt, 26 die Gott ertragen hat in seiner Langmut, ja, er zeigt seine Gerechtigkeit jetzt, in dieser Zeit: Er ist gerecht und macht gerecht den, der aus dem Glauben an Jesus lebt. 27 Wo bleibt da noch das Rühmen? Es ist ausgeschlossen. Durch was für ein Prinzip? Das der Leistung? Nein, durch das Prinzip des Glaubens! 28 Denn wir halten fest: Gerecht wird ein Mensch durch den Glauben, unabhängig von den Taten, die das Gesetz fordert.
Predigtgedanken:
Liebe Gemeinde!
Die Ferienzeit, so hören wir immer wieder, ja so sagen wir selbst, ist eine Zeit „zum Abschalten“.
Wer oder was wird eigentlich „abgeschaltet.“ Sicherlich nicht grundsätzlich unser Denken und unser Verstand. Aber bestimmte Gedankengänge, bestimmte Themen, die uns beschäftigen, zu denen versuchen wir, um im Bild zu bleiben, die Leitung zu unterbrechen. Berufliches soll uns, so weit wie möglich, im Urlaub nicht beschäftigen, schon gar nicht gedanklich verfolgen. Was uns sonst auf Trab hält, an Verpflichtungen, an Verantwortung, das schieben wir im Urlaub einmal ein wenig auf die Seite. Ein ganzer Wirtschaftszweig, die Tourismusindustrie, lebt ja davon, dass andere für uns Dinge organisieren, um die wir uns sonst selbst kümmern müssen. Am Urlaubsort kochen andere für uns, putzen für uns, räumen für uns alles weg, und, wenn wir ein fixes Angebot gebucht haben – in einer geführten Gruppenreise – planen und denken sie sogar für uns, sagen uns, was am nächsten Tag auf dem Programm steht, wir tun oder anschauen sollen, nehmen uns sozusagen an der Hand und sagen: Das wäre jetzt gut oder interessant für dich.
Im Urlaub abzuschalten heißt also: Das, was uns sonst Stress macht, einfach mal auf die Seite zu schieben oder, gegen gutes Geld, andere machen zu lassen. Dadurch entsteht für uns Entlastung, aber auch: neue Freiräume. Wir haben mehr Zeit, können die Dinge ruhiger und gelassener angehen, wissen uns gut betreut und versorgt. Was machen wir dann mit diesem „Freiraum auf Zeit?“ Einfach nichts? Oder ist das vielleicht doch eine Zeit, in denen wir uns den Luxus von Gedanken leisten können, die uns im Alltagsstress nie kommen würden?
Ich denke, wir kennen das alle: die freie Zeit im Urlaub bietet eine gute Gelegenheit, einmal über die wirklich wichtigen Dinge nachzudenken. Eine Gelegenheit, das vergangene Arbeitsjahr vorbeiziehen zu lassen. Darüber nachzudenken, was gut gelaufen ist, was gelungen ist, aber auch, was daneben gegangen ist, was uns nach wie vor ärgert, was belastend war. Diese Zeit zum Nachdenken ist nicht unbedingt immer nur angenehm. Manchmal kann es durchaus sein, dass Ereignisse der Vergangenheit wieder in einem hochsteigen, noch einmal mit allen damit verbundenen Gefühlen erlebt werden. Andererseits: wenn genug Zeit da ist, Zeit genommen wird, dann können wir auch gedanklich an Lösungen zu arbeiten versuchen. Vielleicht kommt gerade im Freiraum der Urlaubszeit der eine oder andere Gedanke, der einen dann wirklich weiterbringt. Im Freiraum der Urlaubszeit die Pläne, Ideen, Strategien entwickeln, die dann später helfen, das alltägliche Leben wieder besser zu bewältigen – das ist doch ein feine Idee, ein gutes gedankliches „Urlaubsziel“.
Ist dieser Freiraum im Urlaub auch dazu da, sich im Glauben neue, befreiende, erleichternde Ideen schenken zu lassen? Wie schaut es überhaupt so aus mit geistlicher Selbstbesinnung im Urlaub? Sind Gedanken über unsere Beziehung mit Gott eher solche, die wir lieber auch einmal ein wenig auf die Seite schieben wollen? Oder können wir gerade im Urlaub besonders gut über unsere Beziehung mit Gott nachdenken?
Egal, ob sie gerade jetzt schon die Freiheit der Ferien genießen oder erst noch ein bisserl durchhalten müssen – ich denke, es lohnt sich, sich die Zeit nehmen, um eben über unser Verhältnis zu Gott nachzudenken. Nicht unbedingt alltägliche Gedanken. Aber vielleicht ist ja an sich schon jeder Gottesdienst ein Urlaub vom Alltag.
So kann eine Frage sein: Nimmst du, Gott, mich ernst? Bin ich dir auch wirklich etwas wert? Und: Bist du auch bereit, mir eine Zukunft zu schenken, mir zu helfen, dass ich weiterkomme, dass ich mich getragen fühlen kann von meinem Glauben?
Solche Fragen gehen unter die Haut. Und sie können auch dazu verleiten, die Antwort in einer völlig falschen Richtung zu suchen. Auch dazu gibt es in der Geschichte des Glaubens ausreichend tragische Beispiele: nämlich da, wo Menschen versucht haben, aus eigener Kraft sich um Gottes Liebe und Zuwendung zu bemühen. Durch Verzicht, Leistung, selbstquälerische Auflagen, die sie sich selbst gemacht haben. Da ist es schon gut, sich wie es in einem Kirchenlied (Evangelisches Gesangbuch, 382) heißt, daran zu erinnern: „Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr.“ Denn: wir dürfen mit völlig leeren Händen dastehen. Wir müssen nichts vorzuweisen haben, um vor Gott gut dazustehen.
Wenn die Hände leer sind, dann ist mehr Platz da, um sie von Gott füllen zu lassen. In diesem Sinne ist es wirklich gut, möglichst viel an Fragen und Wünschen und Zweifeln, ja vielleicht auch Ärger, bei Gott abzulassen. Damit wird der Boden bereitet, um sich beschenken zu lassen. Da erkennen wir, was wir wirklich brauchen: einen Gott, der uns ein Gegenüber ist. Der uns auf Augenhöhe begegnet. Der uns versteht und ernst nimmt.
Immer wieder haben Menschen genau so eine Vorstellung von Gott als große Erleichterung und Befreiung erlebt. Gemerkt, dass Fragen, auch drängende, kritische, verärgerte, Gott einem nicht fremder machen, sondern näher bringen. Solange man darauf vertrauen kann, dass Gott genau diese Fragen wichtig sind.
Denn diese Fragen sind nicht nur Fragen, sie sind ein Appell. So wie jedes ernste Gebet auch ein Appell ist: Tu, was, Gott. Versteckt dich nicht. Lass uns mitbekommen, worum es dir geht. Lass uns mitbekommen, wer du bist. Sprich uns an, lass uns merken, dass wir von dir angesprochen werden.
Genau darum können wir und wollen wir Gott bitten. Amen.
Lied: Evangelisches Gesangbuch 382, 1-3: Ich steh vor dir mit leeren Händen
Gebet:
Guter Gott,
mach uns hellhörig für dich,
auch wenn wir deinen Ruf einmal überhören,
wenn uns dein Wort gerade gleichgültig lässt.
Mache uns aufmerksam auf dich,
wenn uns die eigenen Sorgen niederdrücken
und uns der Alltag müde macht.
Mache uns bereit für dich,
auch wenn wir beschämt eingestehen müssen,
dass unsere Liebe oft klein und unsere Schuld groß ist.
Öffne unsere Ohren,
dass wir dein Wort aus den vielen Wörtern des Alltags heraushören.
Schenke uns den Mut,
auch da noch zu glauben, wo alles aussichtslos scheint.
Lass uns die Liebe, die wir empfangen,
mit vollen Händen an andere weitergeben.
Nimm dich der Schwachen an,
tröste die Betrübten,
stärke alle Müden und Verzweifelten.
Guter Gott,
lass uns ein Licht sein, das leuchtet,
wenn andere im Dunklen leben müssen.
Lass den Geist Jesu unter uns lebendig sein,
damit wir danach leben können.
Und gemeinsam beten wir:
Unser Vater im Himmel …
Segen:
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr hebe sein Angesicht über dich und schenke dir Frieden.
Amen.