Foto: Andreas Kutschera

 

 

 

Bericht “Festgottesdienst”


Salz der Erde – Licht der Welt“ – so lautete das Thema des Festgottesdienstes zum 100jährigen Jubiläum der Evangelischen Pfarrgemeinde H.B. Wien-Süd.

Nach umfangreichen Vorbereitungen zu den Jubiläumsveranstaltungen fand am Sonntag, dem 21.April 2024 um 10:00 Uhr der Festgottesdienst in der Erlöserkirche statt. Der Erlöserkirche Gospel Choir eröffnete mit dem Lied „You are the light“ stimmungsvoll den Gottesdienst. Pfarrer Johannes Wittich begrüßte die Anwesenden mit den Worten Jeremias, die auch auf der Hauswand der Erlöserkirche zu finden sind: „O Land, Land, Land höre des Herrn Wort“. Kurator Mag. Robert Colditz setzte die Begrüßung aller geistlichen und weltlichen Vertreter:innen von Pfarrgemeinden und des interreligiösen Dialoges bzw. des Bezirksvorstehers fort.

Foto: Andreas Kutschera

Mit Psalm 27 wurde der Zuversicht, dass der Herr unser Licht und Heil ist, noch einmal Ausdruck verliehen. In der darauffolgenden Lesung des Epheserbriefes kam das tragende Motiv des Gottesdienstes „Niemand betrüge euch mit leeren Worten“ und die Aufforderung im Licht des Herrn zu bleiben wieder vor. Der Maßstab dafür sind Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit. Das reformierte Kirchenlied „Singt, singt dem Herren neue Lieder“ schloss diese gedanklich musikalisch an.

Foto: Andreas Kutschera

In der Predigt von Pfarrer Johannes Wittich übernahm die Filmfigur Edmund Sackbauer, eine Erfindung des österreichischen Schriftstellers und Drehbuchautors Ernst Hinterbergers im Roman „Das Salz der Erde“, die tragende Rolle als „Paradefavoritner“. Aufgewachsen im 10. Bezirk in der Hasengasse 13 in einer Arbeiterfamilie trat dieser Edmund Sackbauer ehrlich und ungeschminkt auf. Wie hätte dieser Edmund Sackbauer die reformierte Gemeinde wahrgenommen? In der Zeit des Bürgerkrieges traten 1934 um die 500 Katholiken aus der Kirche aus und wurden Mitglied der Reformierten Kirche. Sie fanden als Sozialdemokraten hier ihre geistige Heimat. Der Buchtitel „Salz der Erde“ hat auch eine Bedeutung für die Erlöserkirche: nämlich die Erdung und den Bezug zur Lebensrealität der Menschen im Auge zu behalten. So geht Edmund Sackbauer in der Predigt mit den Gottesdienstteilnehmenden durch die Zeiten. Pfarrer Johannes Wittich stellte die Frage, wo wir heute das Salz der Erde und das Licht der Welt sind?

Die Ordensfrau Katharina Fuchs verfasste 2024 einen Text zum Doppelbildwort vom Salz und vom Licht nach Mt 5,13-16 mit dem Wortlaut: „Vertrau dir im Dunkeln lebendiges Licht; messe in Liebe der Seele Gewicht; in feinen Kristallen aus göttlichem Grund wirklich wie Salz schmeck dein Leben. Lass dich senden schimmernd Sein Licht; Stadt am Berg, leuchte Lebensfarben.“ Der Organist der Erlöserkirche, Martin A. Seidl, vertonte dieses Gedicht 2024 eindrucksvoll. Es wurde im Festgottesdienst uraufgeführt. Im Sinne der Bergpredigt, in der Jesus zu Freunden und wohl auch zu seinen Gegnern sprach, endete die Predigt: in der Zusage, dass in allen Menschen die Würze des Lebens und das Licht der Hoffnung zu finden ist. Der Gospel Choir sang den Gottesdienstteilnehmenden die Segensworte zu.

Am Ende der Feier wurden Grußworte vorgelesen. Aus der Gemeinde Oberwart trug Judith Schuster-Gyenge zum Ausdruck der Verbundenheit den Psalm 103 auf ungarisch vor. Aus der katholischen Pfarrgemeinde Pfarre zum göttlichen Wort am Keplerplatz ließ uns der Altpfarrer die herzlichsten Glückwünsche überbringen. Er betonte die gute Nachbarschaft, die bestehenden Kontakte und gemeinsamen Aktivitäten. Der Landessuperintendent Mag. Thomas Hennefeld gratulierte zum Jubiläum und erinnerte an ein Schriftstück des Pfarrers Johannes Wittich, in dem er über reformierte Spiritualität schrieb, dass es beides braucht in dieser Welt: den Trost und die Verantwortung. Die Wurzel der protestantischen Kirche ist es gegen Unrecht, Verlogenheit und Doppelmoral aufzutreten. Der Landessuperintendent appellierte über den Kirchturm hinauszublicken auf die Vielfalt in unserer Welt. Dies soll in einer Weise geschehen, die Respekt für diejenigen zeigt, die Hilfe benötigen: offen, sozial und diakonisch. „Mögen von hier aus gute Gedanken ausgehen!“, waren die Schlussworte von Mag. Thomas Hennefeld. Das letzte Grußwort kam von Bezirksvorsteher Marcus Franz. Er sah die Feierlichkeiten der Erlöserkirche in Bezug zur 150 Jahrfeier des Bezirkes. „100 Jahre sind in der Zeitgeschichte ein kleiner Abschnitt – 100 Jahre Ehrenamt sind viel Engagement“, so seine Ausführungen. Er verwies auf die gute interreligiöse Zusammenarbeit der Erlöserkirche und darauf, dass Empathie eine wertvolle Eigenschaft für den Zusammenhalt in unserem digital geprägten Leben darstellt. 

Es sei wichtig, zu wissen woher man kommt, und wohin der Weg führen soll, beendete der Bezirksvorsteher seine Grußworte. Der Erlöserkirche Gospel Choir verabschiedete mit einem Sing-along die Festgottesdienst-teilnehmenden „Shine, Jesus shine“!

Der feierliche Vormittag klang bei einem köstlichen Buffet und einem gemütlichen Beisammensein im Gemeindesaal aus.

(Edith Machtlinger)


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