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Besuchs- und Gesprächskreis Besuchs- und Gesprächskreis
Ich bin der Frage nachgegangen: Im Jänner 2004 wurde der Besuchskreis von Ursula Kratky gegründet, mit dem Ziel, im Besuchsdienst Tätige zusammen zu führen. Ältere Gemeindeglieder wurden einmal im Monat besucht, mit den Besuchen zusammenhängende Themen wurden besprochen und soweit möglich Hilfe angeboten. Nun möchte ich Ursula Kratky selbst sprechen lassen: Seit einiger Zeit nennen wir uns “Besuchs- und Gesprächskreis“, da aus Altersgründen die Besuche weniger und innerhalb der Gruppe das Bedürfnis nach Gesprächen mehr wurde. Diskutierfreudig war der Kreis immer schon. Der Personenkreis ist gleichbleibend, d.h. wird immer von den gleichen Personen besucht. Alle in Pension. Ein sehr vertrauter Kreis, wo auch viel Persönliches Platz hat.
Zum Schluss gibt es immer je nachdem ein Gebet, einen Segen, ein Lied oder einen spirituellen Impuls. Sehr berührend war die Unterstützung der ganzen Gruppe, als ein langjähriges Mitglied unseres Kreises vor bald eineinhalb Jahren schwer erkrankte, plötzlich von der Betreuenden zur Betreuten wurde und in der Folge in eine Pflegeeinrichtung kam. Der Kontakt hält bis heute an und hilft der betroffenen Frau, mit der belastenden Situation halbwegs zurecht zu kommen.
Mehr als die Hälfte der einstigen Betreuerinnen sind über 80 Jahre alt und nicht mehr in der Lage, Besuche zu machen, sondern brauchen zusehends selber Unterstützung. Umso mehr schätzen viele unseren Kreis, wo sie sich aussprechen können, wo sie Verständnis und Zuspruch finden. Schön wäre es natürlich, wenn es jüngeren Nachwuchs gäbe, damit mehr Kapazität für die Betreuung bedürftiger Gemeindemitglieder zur Verfügung stünde. Nun lasse ich eine Besucherin zu Wort kommen: Wie ältere und sehr alte Bäume sind wir. Mit dichten Kronen ereignisreicher Lebensjahre. Eine war gerade von einem heftigen Sturm zerrissen worden. Langsam und zurückhaltend erzählt sie, tapfer den Schmerz verbergend. Innerlich weinen wir mit. Eine erzählt von den zermürbenden Erfahrungen mit einer Wohnungsrenovierung. Wieder eine andere streckt ihre Arme aus: „Jetzt habe ich wieder Luft zum Atmen. Monatelang konnte ich meine Zweige drehen und wenden wie ich wollte, es war einfach zu wenig Raum und zu wenig Licht. Jetzt fühle ich mich wieder frei.“ So erzählen wir einander. Dann lenkt Ursula unsere Gedanken auf die Besuche, die einige von uns gemacht haben. Sorgfältig beginnt eine zu erzählen, nie über zu Persönliches der betreuten Menschen – dazu wurden wir von Ursula gut geschult – z.B. vom beschwerlichen Weg vom vertrauten Zuhause ins Heim und später auf eine Pflegestation. Es sind oft zu viele Eindrücke auf einmal. Die jeweilige Besucherin hört zu, hilft manchmal das passende Wort zu finden, sie ist einfach da. Wir anderen stellen Fragen und merken dabei, wie stark es dabei auch um uns selbst geht. So sitzen wir im Kreis und bemerken dabei, dass unser Kreis größer geworden ist. Irgendwie sitzen die besuchten Menschen mit am Tisch. Traude Veverka Bedankgottesdienst am 11. Juni 2023
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