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Besuchs- und Gesprächskreis


Besuchs- und Gesprächskreis
Donnerstag 13. Februar 2025, 14:15 Uhr
InteressentInnen mögen sich bitte zwecks vorheriger Rücksprache mit Ursula Kratky über die Pfarrkanzlei in Verbindung setzen.

Wer diese Ankündigung auf der homepage liest, fragt sich manchmal: Was steckt hier dahinter?

Ich bin der Frage nachgegangen: Im Jänner 2004 wurde der Besuchskreis von Ursula Kratky gegründet, mit dem Ziel, im Besuchsdienst Tätige zusammen zu führen. Ältere Gemeindeglieder wurden einmal im Monat besucht, mit den Besuchen zusammenhängende Themen wurden besprochen und soweit möglich Hilfe angeboten.

Nun möchte ich Ursula Kratky selbst sprechen lassen:

Seit einiger Zeit nennen wir uns “Besuchs- und Gesprächskreis“, da aus Altersgründen die Besuche weniger und innerhalb der Gruppe das Bedürfnis nach Gesprächen mehr wurde. Diskutierfreudig war der Kreis immer schon. Der Personenkreis ist gleichbleibend, d.h. wird immer von den gleichen Personen besucht. Alle in Pension. Ein sehr vertrauter Kreis, wo auch viel Persönliches Platz hat.

Wie läuft so ein Treffen ab?
Bei jedem Treffen wird ein bestimmtes Thema besprochen und diskutiert.
Zu Beginn gibt es immer eine Befindlichkeitsrunde, die auch mal länger sein kann, wenn jemandem in der Gruppe etwas auf der Seele brennt. Dann kommt die Stärke der Gruppe zum Tragen, das “Füreinander Da-Sein”, zum Auffangen, zum Zuhören, mit Impulsen und Denkanstößen, als Ratgeber und Stütze. –  Diejenigen, die Besuche machen, berichten von den Besuchen.
Im Jänner wird die jeweilige Jahreslosung besprochen, meistens wird dazu der Pfarrer eingeladen. Themen, die diskutiert werden, um nur einige zu nennen: Zuhören, Loslassen, Altern, Demenz, Validation, Tod und Sterben, Trauerbegleitung, Trost, Hoffnung, Kraft der Rituale, Freude in guten und in schlechten Zeiten, Mitgefühl versus Mitleid, Kraft durch den Glauben, Dankbarkeit, Übersiedlung in eine Pflegeeinrichtung, Erinnerungskultur, Humor, Vergessen usw.

Zum Schluss gibt es immer je nachdem ein Gebet, einen Segen, ein Lied oder einen spirituellen Impuls.

Sehr berührend war die Unterstützung der ganzen Gruppe, als ein langjähriges Mitglied unseres Kreises vor bald eineinhalb Jahren schwer erkrankte, plötzlich von der Betreuenden zur Betreuten wurde und in der Folge in eine Pflegeeinrichtung kam. Der Kontakt hält bis heute an und hilft der betroffenen Frau, mit der belastenden Situation halbwegs zurecht zu kommen.

Derzeit umfasst der Besuchs- und Gesprächskreis 11 Personen. Allerdings kommen nicht immer alle. Durchschnittlich sind wir bei unseren Treffen 6-8 Personen, gerade eine gute Zahl zum Diskutieren.

Mehr als die Hälfte der einstigen Betreuerinnen sind über 80 Jahre alt und nicht mehr in der Lage, Besuche zu machen, sondern brauchen zusehends selber Unterstützung. Umso mehr schätzen viele unseren Kreis, wo sie sich aussprechen können, wo sie Verständnis und Zuspruch finden. Schön wäre es natürlich, wenn es jüngeren Nachwuchs gäbe, damit mehr Kapazität für die Betreuung bedürftiger Gemeindemitglieder zur Verfügung stünde.

Nun lasse ich eine Besucherin zu Wort kommen:

Wie ältere und sehr alte Bäume sind wir. Mit dichten Kronen ereignisreicher Lebensjahre. Eine war gerade von einem heftigen Sturm zerrissen worden. Langsam und zurückhaltend erzählt sie, tapfer den Schmerz verbergend. Innerlich weinen wir mit. Eine erzählt von den zermürbenden Erfahrungen mit einer Wohnungsrenovierung. Wieder eine andere streckt ihre Arme aus: „Jetzt habe ich wieder Luft zum Atmen. Monatelang konnte ich meine Zweige drehen und wenden wie ich wollte, es war einfach zu wenig Raum und zu wenig Licht. Jetzt fühle ich mich wieder frei.“ So erzählen wir einander.

Dann lenkt Ursula unsere Gedanken auf die Besuche, die einige von uns gemacht haben.

Sorgfältig beginnt eine zu erzählen, nie über zu Persönliches der betreuten Menschen – dazu wurden wir von Ursula gut geschult – z.B. vom beschwerlichen Weg vom vertrauten Zuhause ins Heim und später auf eine Pflegestation. Es sind oft zu viele Eindrücke auf einmal. Die jeweilige Besucherin hört zu, hilft manchmal das passende Wort zu finden, sie ist einfach da. Wir anderen stellen Fragen und merken dabei, wie stark es dabei auch um uns selbst geht. So sitzen wir im Kreis und bemerken dabei, dass unser Kreis größer geworden ist. Irgendwie sitzen die besuchten Menschen mit am Tisch.

Traude Veverka
Ursula Kratky
Annamarie Reining


Bedankgottesdienst am 11. Juni 2023